Ich schreib dann mal was...
Tag 29. Es sind noch gute 100 Kilometer nach Lissabon respektive Montijo, meinem Ziel welches ich selber anfahren will. Von Montijo rüber in die Stadt nehm ich dann noch das Schiff, ist einfach einfacher so. Den ganzen Tag lang trete ich nur mit Gedanken an Lissabon. Wie wird es sein wenn ich da bin? Was erwartet mich da? Dauernd schaue ich auf den Tacho. Da die Etappe recht flach ist komme ich auch gut voran. Ich glaube die letzten 30 Kilometer sind es nur geradeaus, ohne irgendeine Kurve, ein wenig rauf, ein wenig runter. Ich weiss nur dass es am Schluss nochmlas etwas raufgeht über einen kleinen Hügel. Das ist für mich das Zeichen dass es eigentlich soweit sein muss. Ich bin oben und sehe auf Montijo runter. Dahinter hinter dem Wasser, ja das muss Lissabon sein. He ich bin fast da. Aber nix von einem Zieleinlauf wie an der Tour de France mit vielen Leuten welche zujubeln. Jeder geht seinen Dingen nach, ich ganz einsam fahre die "Champs Elysee", dem Zieleinlauf ein bin am Bootssteg in Montijo. Keine jubelnde Menge, keine Empfang mit Blumen und Champagner. Ich ganz alleine weiss grad was meine Geschichte ist. Ich bin grad von Brunnen nach Lissabon geradelt. 29 Tage, 3200 Kilometer. Es ist also nicht wie im Traum, es fühlt sich ganz real an. Eigentlich wie jeden Tag als ich irgendwo ankam am Tages- oder Zwischenziel. In Genf, am Mittelmeer, in Giverola, in Gibraltar, in Sevilla und jetzt in Lissabon. Nix anderes, ich muss auch hier jetzt mich um ein Ticket für die Überfahrt kümmern, ich muss schauen wo meine Unterkunft liegt und mühsam mich durch die Stadt kämpfen bis ich an der richtigen Strasse vor dem richtigen Haus bin. Auch hier kein grosser Empfang, man kennt mich nicht. Der feine junge Herr an der Reception macht zwar dann grosse Augen, als ich ihm auf seine Frage woher ich denn komme, erkläre dass ich aus der Schweiz käme. Er meint nur so dass er auch jeden Tag mit dem Rad an die Arbeit fahre, aber so weit doch auch nicht. Ja ich bin da. Ola Lissabon!
Nach einem Monat recht einsamer Zeit unterwegs bin ich in der Grosstadt doch ein wenig überfordert mit all den Touristenströmen, vor allem den Sehenswürdigkeiten entlang. So bin ich recht oft zu Fuss durch die Stadt unterwegs und muss nicht in überfüllte Bus steigen. Ich sehe zwar dass ich überdurchschnittliche Menge an Schritten gemacht habe, aber genau gleich wie die Tage davor mache ich ab und zu Stop bei einer portugiesischen Bäckerei und genehmige mir nebst einem Cafe con Leche noch ein Pasteis de Nata. Das sind Puddingtörtchen in nem Blätterteig. Ich kann Euch sagen dass die nur so den Gaumen runterhüpfen. Ja es gibts dann schon dass ich mir auch mal mehr als eines davon genehmige. Ich glaube das ist das Wichtigste das man in Lissabon erlebt haben muss! Das Zweitwichtigste scheint mir ein Coiffurebesuch zu sein. Das ist im Ausland immer wieder richtig spannend. Wenigstens sprechen sie in Städten etwas Englisch. So kann man zumindest mal die Wünsche anbringen wie man es gerne geschnitten hätte. In dem Salon waren etwa 6 bis 8 weibliche Gäste, nochmals so viel Personal (wenigstens da ein Mann dabei) und ich. Es macht den Anschein dass der Coiffeur in Portugal nebst dem Haaremachen noch den Psychologen wahrnimmt. So viel lautes Geschwatz und Gelächter wild durcheinander gibt es ja nicht mal in meiner Verwandtschaft. Nun ob sie über mich hergezogen und gelacht haben weiss ich ja nicht, hab einfach gute Miene gemacht. Und das hat noch ne Zeit gebraucht. Der Herr der meine Haare gemacht hat, hat während dem Plaudern jeweils mit der Schere in der Hand wild um sich gefuchtelt und zwischendurch mal da und mal dort ein paar Häärchen geschnitten. Zwischendurch hat er auch immer wieder mal eine Pause eingelegt und am Geschmack seiner Hände an ist er wohl eine rauchen gegangen. Aber für gerade mal 6 Eure schneidet man sich hier die Haare, mit psychologischer Unterstützung wenn nötig. Nun bin ich schon den dritten Tag nicht Velo gefahren und doch das geht recht gut. Die Beine und der Hintern haben sich erholt, könnte also morgen gut wieder weiterfahren. Aber soweit ist es grad noch nicht. Habe eine Box organisiert, das Radl auseinander geschraubt und verpackt. Morgen flieg ich für die nächsten gut 2 Wochen nach hause bevor der zweite Teil mit Cécile beginnt. Da freu ich mich aber darauf. Ich kann nur schon mal sagen dass wir nach Washington DC fliegen werden und von da aus auch wieder westwärts radeln. Ich hoffe Ihr seit auch wieder mit dabei, zumindest mit meinem Blog. Ich habe mich über jeden Beitrag, jedes Feedback, alle Likes und alle Anteilnahmen super gefreut. Wenn ich Euch damit den Alltag etwas versüssen konnte oder wenn ich Euch eventuell sogar motivieren konnte irgendein Abenteuer (jemand hat mal geschrieben dass beim Joggen der Gedanke aufkommt mal ins Tessin zu joggen) oder nicht alltägliches zu starten dann umso besser! Wenn dem so ist dann bin ich Dein erster Supporter und werde Dich jederzeit unterstützen! Aber auf jeden Fall herzlichen Dank Euch allen für die Hopp-Rufe! Gruess us Lissabon Martin
2 Kommentare
Und raus aus Sevilla. Ist wirklich eine sehr schöne Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten, schönen Gässli mit Restaurants und Shops. Aber ich muss los. Es erwarten mich noch 4 oder 5 Tage Fahrt bis Lissabon. Ich habe schon noch ein paar Hügel zu erwarten. Aber die Strecken hier über Land sind doch recht ruhig und angenehm zu Fahren. Die Strassen sind gut geteert und haben einen schönen Pannenstreifen dass es nicht nötig ist auf der Strasse zu fahren. Irgendwie hatte ich ne Vorahnung dass ich meine Unterkunft schon am Vortag buchen werde. Angekommen beim Hotel in Arroyomolinos de Leon (klingt recht pompös) finde ich nur verschlossene Türen. Es sieht hier auch nicht grad aus dass es noch weitere Unterkünfte zu finden sind. Klopfe da ein paar mal recht dran bis ich ein paar Köpfe aus der nächsten Bar rausstrecken sehe. Irgendwie verstehe ich schon dass ich da anrufen soll. Aber ein ganz junger Typ zückt rasch sein Handy, ruft an und binnen 5 Minutos ist auch eine Frau da und ich kann einchecken. WiFi Fehlalarm. Zum ersten Mal auf meiner Reise kein WiFi und hier gaaaar nix los. Ich bin überrascht dass sonst überall, ja viel öfters als in der Schweiz gratis WiFi zu haben ist. Sie verweist mich dann auch auf den Hauptplatz mitten im Dorf, da solls Empfang geben. Auch nix, geht einfach nicht. Nach der Frage nach einem Supermerchado zeigt sie nur auf den Arm und will mir damit sagen dass dieser ab 19h offen hat. Wenigstens gibts im Restaurant was zu trinken, da der Koch hier auch erst um 21h beginnt zu arbeiten. Ich schieb mir dann rasch nen Reserveriegel rein und habe eine glänzende Idee dass ich ja eigentlich noch nen Kocher und ein Süppli dabei habe. Ich, ganz alleine im Hotel, auch die Dame weg, beschliesse also den Kocher im grossen Gang auf dem Glastischli zu starten. Zünde so einen Brennstab an und innert ein paar Minunten kocht das Wasser und die Suppe ist im Nu fertig. Schon kommt auch die Besitzerin rein und überrasscht mich grad. Ich blase noch die Flamme aus, es riecht schon ein wenig brenzlig aber sie sagt nichts... :-) Aber das Süppli hat geschmeckt.
Heute unterwegs hab ich mal in meine Hosentasche gegriffen und bemerkt dass ich noch den Zimmerschlüssel vom Hotel gestern bei mir habe. Nun also grad die 40 Kilomter zurückzufahren scheint mir grad auch nicht wirklich in meinem Sinne zu sein. Ich frag also in einem Dorf nach ner Post oder so. Tip top gleich 200 Meter weiter vorne hats eine gehabt. Bin also da vorbei mit der Idee dass ich die Schlüssel in ein Couvert schmeisse und sie dem Besitzer schicke. Aber klar hat die Post geschlossen gehabt. Wieder retour hab ich dem Mann hinter dem Tresen, der mir vor 5 Minuten einen Kaffee verkauft hat, gesagt dass die Post zu hat. Da hat er nur genickt und mir erklärt dass heute ein Feiertag (Freiheitstag) sei, hab nur etwas von Revolution verstanden. Hätte er doch auch vorhin sagen können dass die Post zu hat. Nun im Süden scheinen sie wirklich mehr Zeit zu haben um rasch hin und her zu laufen. Einfach schön gemächlich. Nun ja. Hab den Schlüssel noch bei mir. Werde dann wohl mal in Lissabon schauen was so geht. Oben bei der Burg in Evora hab ich vorhin noch 3 Typen mit schmutzigen Schuhen gesehen welche Deutsch miteinander gesprochen haben. Auf die Frage was sie hier machen ist rausgekommen dass einer der drei aus Einsiedeln ist und gar meine Tante Käty und Onkel Adolf kennen. Sie Wandern aus Faro nach Santiago de Compostela. Das müssen so 1000 Kilometer sein. Da die Strecke nicht sehr gut markiert ist laufen sie den ganzen Tag mit dem Wanderbuch durch die Gegend um darin dauernd zu lesen bei welchem Baum sie über welche Hecke sie steigen müssen. Heute sind sie durch einen Sumpf gelaufen und haben also ausgesehen als seien sie gekrochen. Mir scheint dass Velofahren schon noch recht gemütlich ist im Vergleich zu den Pilgern die zu Fuss mühsam vorwärts kommen müssen und ihr Gepäck noch schultern. Ich meine ich hab nichts zu tragen und wenn das Rad mal rollt dann gehts doch recht gut vorwärts. Morgen Donnerstag liegen noch gute 100 Kilometer vor mir bis Lissabon. Das Wetter ist ausgezeichnet. Sollte also nichts im Wege stehen dass ich am Ziel ankommen werde. Ah ja, habe heute die grüne Grenze von Spanien nach Portugal passiert. Neu bedank ich mich anstatt Muchos Grazias also mit Obrigado ... oder so. Gruess us Evora Martin Es sind nun wieder ein paar ereignisreiche Tage ins Land gezogen. Ich habe doch etliche Kilometer gefressen kann man sagen. Von Almeria via Malaga runter nach Gibraltar war jetzt keine Schmaus für Radfahrer. Die Strecke würde ich weder weiterempfehlen noch selbst nochmals fahren. Gut mein Ziel war es an den unteren Zipfel von Spanien zu gehen und das ist geschafft. Es gibt auf diesem Abschnitt weder Radwege noch alternative ruhige Strassen. Man fährt entlang den Hauptachsen welche aus zweispurigen Hautstrassen oder Autostrassen bestehen, und plötzlich ists ne Autobahn. Da werd ich nicht so wirklich schlau aus dem System. Meine sämtlichen Karten-Apps musste ich da aktivieren und versuchen einigermassen den Weg zu finden ohne gleich hunderte Kilometer Umweg zu fahren. Ja ja ein paar Kilometer auf der Autobahn warens wohl schon. Jedoch weiss ich nicht so genau wann man nicht mehr fahren darf als Radler, mal ganz abgesehen von der Sicherheit. Ich hab da schon ein paar andere Rennradler da gesehen. Meist hat es wenigstens nen rechten Pannenstreiffen und mit dem Sog der Autos und Lastwagen ist man immer schnell unterwegs. Aber wie auch immer, ich bin gesund angekommen!
Am Atlantik rauf bin ich dann wohl geflogen, so viel Rückenwind hatte ich. Ist auch nicht mehr lustig wenn man geradeaus mit guten 40kmh dahingleitet, immer auf der Hut nach Schlaglöchern oder anderem rumliegenden Material auf der Fahrbahn. Von Tarifa nach Cadiz habe ich dann über die gut 100km mit über 1000 Höhenmetern eine durchschnittliche Geschwindigkeit von über 27kmh gehabt. So gehts natürlich rasch vorwärts. Inzwischen in Sevilla angekommen und heute Sonntag einen Ruhetag eingelegt ist es inzwischen auch hier sommerlich geworden. Kurze Hose und T-Shirt genügt. Wie oft in grösseren Orten bin ich auch hier in einer Herberge abgestiegen. So eine Übernachtung im Mehrbettzimmer mit bis 10 Betten kostet so um 12 bis 15 Euro. Ist aber ganz spannend was für Leute mit welchen Verhalten da absteigen. Nun ich bin der mit den meisten Gepäckstücken welcher mal ins Bett geht und früh wieder aufsteht. Für mich hats da immer zu wenig Platz um die vielen nassen Kleider anständig aufzuhängen, vor allem auch wenn man sie rasch von Hand gewaschen hat. Nun man fragt niemanden obs auch ok ist, man nimmt sich was es hat. Dann gibts welche fast ohne Gepäck. Die kommen mit ner Tasche, glaube die duschen auch nicht und sind cool im Aufenthaltsraum, rauchen den ganzen Tag auf der Terasse. Dann die Asiaten welche immer mit viel Kameramaterial und Reiseführern unterwegs sind, dauernd aktiv und was am machen. Dann noch die Sorte Menschen welche schon im Bett ist wenn ich nachmittags einchecke. Mit denen könnte ich gut und gerne ein Bett teilen. Die schlafen am Tag und und sind am Abend im Ausgang. Ich seh die nie ausser am Tag schlafen. Ist dann noch mühsam am morgen im dunkeln die richtigen Velokleider anzuziehen, mein ganzes Zeugs zusammenzupacken und in den richtigen Taschen zu verstauen. Aber ich komme nicht drum rum halt ein wenig Meis zu machen mit all den Reiss- und Klettverschlüssen an Kleidern und Schuhen. Jeissäs, jetzt blitzt und donnert es grad noch so richtig und ein heftier Regen prasselt grad noch runter. Ich hoffe dass es morgen dann vorbeigezogen ist das Gewitter. Jetzt gehts Richtung Lissabon. Gruess us Sevilla Martin Mir scheint ich bin erst gerade in Brunnen gestartet. Durch den Axen Richtung Göschenen. Und jetzt bin ich heute den 20. Tag auf dem Rad gesessen und habe total 4 Ruhetage genossen. Wie die Zeit vergeht. Habe inzwischen knapp 2'300km und 14'000 Höhenmeter zurückgelegt. Bin zirka 114 Stunden im Sattel gesessen. Ihr sehr schon der Sattel bekommt eine gewisse Wichtigkeit. Nein nein ich hab noch nicht genug. Es macht nach wie vor Spass am morgen einfach der Nase entlang zu radeln, einfach grob die Richtung halten, meist der N-340 zu folgen. Diese N-340 begleitet mich schon seit ich glaub Barcelona. Nun der unterste Zipfel meiner Reise ist schon fast sichtbar. Ich habe mich nun entschlossen auch ganz unten bei Gibraltar den Rank zu machen und dann hoch Richtung Sevilla und irgenwie nach Lissabon zu driften. Ist schon noch ein Stückli aber das machen wir jetzt auch noch. Ja ich meine wenn ich ja jetzt schon alles schon gepackt habe. Alias gepackt. Die ganze Zeltausrüstung hab ich noch nicht einmal ausgepackt. Irgenwie hab ich das Gefühl ich werde das Zeugs in Europa auch nicht mehr brauchen. In der Nacht ist es immer noch ziemlich frisch und ich denke bei dem Wind wäre man am Morgen irgendwo anders ... lach. Aber ich hab ja 4 Taschen seitlich und somit genügend Platz. Was würde ich denn sonst da einpacken? Ja vieleicht die Ukulele oder hmmm ich weiss wirklich nicht grad was ich noch gebrauchen könnte. Nun es wäre ja auch doof nur mit 3 Taschen zu fahren. Man hat immer 2 oder 4 Taschen. Das ist das Gesetzt der Balance!
Habt Ihr eigentlich gewusst dass sehr viele Spaghetti Western in Spanien gedreht wurden? Die meisten Clint Eastwood Western, auch ein Indiana Jones Film und gar Lawrence of Arabia. Fühle mich da von der Filmindustrie veräppelt. Von wegen Western und Amerika oder Arabien. Nein die sind allesamt in der Tabernas Wüste oberhalb von Almeria aufgenommen worden. Ja und da bin ich mitten durch gefahren. Ist das nicht geil? Ich meine he ich bin da 3 mal verdurstet und die Aasgeier sind schon über mir gekreist. Gut klingt sehr aufregend und gefährlich. Wars aber nicht. Es ist nicht schmelzend heiss gewesen und nicht so sandig wie in der Sahara. Es war noch recht grün und sonst halt einfach steinig und verwaschen. Ja halt so wie in den Western. Aber mir hats da sehr gut gefallen. Das wäre mit dem Motorrad auch ganz schön da rumzudüsen. Inzwischen kämpfe ich mich wieder entlang der Küste weiter. Mein Ziel morgen ist Malaga. Und dafür muss ich jetzt aber langsam ins Bett damit ich morgen wieder frisch und gut aussehend bin! Gruess us Motril Martin Ja wo ist er denn der Frühling? Ich schaue rasch das Wetter in Brunnen an. Nun mir scheint dass der Frühling auch noch nicht so richtig da ist. Als ich diese erste Etappe mal so grob geplant habe bin ich mir eigentlich sicher gewesen dass wenn ich mal südlich der Alpen bin ich mal ne Jacke weniger braucht, ja und am Mittelmeer, ja gar Spanien ich schon richtige Rändli von der Sonne an den Beinen habe müsste. Ja denkste. ich bin jetzt etwa bei Halbzeit auf dem Weg nach Lissabon und trage am Tag nach wie vor lange Velohosen (ausser glaub 2x) sowie ein Thermoshirt unter dem kurzen und langen Veloshirt, dann noch ne feine Windjacke darüber. Zum Fahren genügt das alles, aber mit den verschwitzten Klamotten im Kaffee draussen sitzen. Das ist nix.
Zum grossen Teil verantwortlich ist hierzu der andauernde recht frische Wind. Wenn ich nämlich die Wetterprognose hier anschaue dann sehe ich 20 Grad. Ja nicht schlecht, oder? aber gefühlt ist's nicht wirklich so. Ich glaube ich gehe jetzt dann mal ins Solarium den Bauch und die Beine bräunen. So kann ich unmöglich nach Hause kommen! Der Wind hat aber noch einen nicht so gemütlichen Aspekt. Ich weiss auch nicht was ich verbrochen habe, aber es windet immer von vorne. Ist mir grundsätzlich schon klar dass man eigentlich theoretisch besser von West nach Ost fahren würde. Aber dass es jeden Tag immer so ziehen muss das hätte ich nicht gedacht. Am Morgen früh geht es noch einigermassen, aber loszufahren bevor es Tag wird das erscheint mir auch nicht grad super. So bis 10h lüftelet es meist nur, wird meist stärker bis so um 15h . Und da ist dann fertig mit lustig. Spätestens dann sieht man von der Gegend auch nichts mehr da man den Kopf immer runterhält auf den Lenker um möglichst wenig Angriffsfläche dem Wind zu bieten. Das muss ja auch aussehen... da fährt einer mit Taschen spazieren. Trotzdem bin ich beeindruckt wie weit ich schon bin nach Halbzeit. Sind hunderte von Kilometern. Das macht mich schon ein wenig stolz. Die Beine sind recht gut im Schuss, aber der Rücken könnte mal ne Massage brauchen. Muss ich wohl mal wieder einen Ruhetag einlegen. Wenn es nur nicht so winden würde wäre auch dieser schöner. Alias schön. Bis jetzt habe ich Valencia als den schönsten besuchten Ort empfungen. Nicht allzu grosse alte Stadt mit sehr modernen Gegenden. Ja ich meine hab ja nicht alles gesehen aber die Stimmung da war sehr entspannt, die Leute waren draussen in Kaffees gesessen. Ich habe da auch wettermässig einen Toptag geniessen können bei der Anfahrt ausser dass ein paar Kilometer vor dem Ziel es ein heftiges, kurzes Gewitter gab. Eine Wolke hat aber auch alles gegeben. Das hat nur so geschüttet. Glücklicherweise bin ich gerade bei Häusern gewesen dass ich rasch einen Unterstand mir ergattern konnte. Konnte ich doch das eine am Weg genommene (oder gestohlene? Das muss es sein!) Orange essen. Aktuell bin ich in Lorca. Nein ich erwarte nicht dass Ihr wisst wo das ist. Ich habe die Halbinsel, wo Denia am Zipel draussen ist, gerade durchfahren und erwarte dass ich morgen wieder ans Meer komme unterhalb von Alicante und Cartagena. Dann sollte ich irgendwann in Almeria sein wo dann der Frühling sicher da ist. Ja ja die Hoffnung stirbt zuletzt! Ah ja, heute war ein trauriger Tag. Habe total 3 überfahrene Katzen am Strassenrand gesehen. Die armen Dinger. Da konnte ich doch dem hungrigen Büsi auf meinem Rückweg von Supermerchado nicht einfach vorbeigehen und musste es ein wenig füttern mit Brot. Sie war sehr scheu, hat aber gar aus der Hand gefressen. Zum Dank hat sie auch mal in den Finger gebissen. Ui da hab ich schlechte Erinnerungen an nen Katzenbiss. Wenn das nur gut kommt. Aber ich bin da mal optimistisch eingestellt dass es keine Blutvergiftung gibt...! Gruess us Lorca (au grad müesse luege wie das hier überhaupt heissst) Martin Das ganze Rhonetal runter habe ich immer schön eher Rückenwind gehabt bis Avignon. Ich weiss auch nicht so genau ob ich mal ne Suppe nicht schön ausgegessen oder sonst was verbrochen habe. Auf jeden Fall ist dann die Küste Frankreichs mir nicht gut gesonnen gewesen. Und so richtig frühlingshaft und warm wars auch nicht. Wobei ich ja sehr gerne Regen und kalt habe. Beim Radeln ist das kein Problem mit guten Kleidern. Du schwitzt ja eh wie ne S... Ich habe die ganze Zeit lange Handschuhe, heisst mit langen Fingern getragen (ausser die Finger die ein Loch haben) und die sind immer nach einer Stunde pflotschnass, also die Handschuhe. Es hat Tage gedauert bis ich gemerkt habe dass der ganze Schweiss von den Armen wohl runterläuft, unter der wasserdichten Jacke, direkt in die Handschuhe rein. Ich glaube im Duden gibts keine Worte dafür wie sie abend dann riechen und sich anfühlen.
Aber eben, ich muss jetzt 3 Tage Gas geben um dem Windloch zu entkommen. Von Le Grau-du-Roi mache ich also forwärts bis möglichst nah an die Pyrenäen. Isch denn grad tip top dass noch diverse Bands in Argeles-sur-Mer spielen wo ich ankomme. Rasch ins erste Hotel einchecken, duschen und Musik hören gehen. Es war übers Osterwochenende ein Truckerfest, halt ohne Trucker, aber mit vielen Cowboys, Angy Burris, Ponys und viel Musik und Linedances. Ich hab mir ja schon vorgenommen für die Reise sowie danach dass ich versuchen werde ein bisschen offener und spontaner zu werden, aber nein ich hab mich dann doch nicht gewagt da in der Linie mitzumachen. Die hatten da einen wirklich schwierigen Schritt drauf. :-) Vor den Pyrenäen habe ich eine ghörige Portion Respekt gehabt. Pah völlig vergeblich. Klar hab ich da den niedrigsten Durchgang genommen, da wo auch die Autobahn rübergeht. Aber die Höhe und Steigung ist etwa vergleichbar wenn ich von Schwyz auf den Sattel fahre. Also für alle machbar. Gut oben hats fast geschneit und beim runterfahren musste ich vor lauter Wind wieder voll in die Pedalen treten. Das fängt ja gut an in Spanien. Das war wohl der härtgeste Tageskampf bis jetzt, volle 8 Stunden im Sattel. Gut Ihr sagt Euch jetzt auch dass Ihr 8 Stunden am Tag arbeitet. Aber all diese sollen mal den Bürostuhl mit einem Sattel tauschen! Aber ich will ja nicht jammern. Hab mich ja selber entschieden hierzu. Dafür hab ich dann noch nen Ruetag in Giverola, bei Tossa de Mar eingelegt. Mich und mein Velo pflegen war die Devise. Ich glaube ist mir gut gelungen. Aber was heute geschehen ist das war dann der Hammer. Gut von Giverola nach Barcelona ist jetzt keine berauschende Strecke mit all dem Verkehr. Aber wisst Ihr was? Bin heute ohne Jacke und mit kurzen Radlerhosen gefahren. Da spürst Du den Wind sehr schön. Mir rasierten Beinen wärs ja noch schöner, aber das kann ja noch werden. So macht Velo fahren auf jeden Fall Spass, ich als Schönwetter- Radler! 30km vor Barcelona bin ich dann auf eine Gruppe Rennradler aufgeschlossen. Alles pensioniert Mannen welche sehr interessiert waren wer da jetzt mit 20kg Gepäck in ihrem Feld mitfährt. Immer wieder lässt sich einer zurückfallen und wir tauschen uns natürlich auf spanisch aus wer wir so sind, was wir so hier machen uns so weiter. Irgendwann hab ich dann auch den Übernamen (Alex) "Zülle" gekriegt. Die waren echt der Hammer. Als ich kurz vor Barcelona ihnen mitteile dass ich mich jetzt dann verabschiede um am Strand einen Kaffee trinken zu gehn, kommen 3 von ihnen kurzerhand mit und zeigen mir ein wunderbares kleines Restaurant. Mir wird noch erklärt wie man sich an der Promenade mit dem Fahrrad verhält damit die Policia dann nicht böse wird. Das war super. Sodeli nun in Barcelona. Wohl reicht einen Abend hier natürlich nicht um grosse Sightseeing Touren zu machen, aber muss auch nicht sein. Cecile, gell wir waren schon mal in Barcelona, oder?! Unterwegs hab ich heute noch einen Schrecken gekriegt als die Fahrradfahrer wegen eines Unfall gesperrte Strasse durchgelassen wurden, vorbei an diversen stark verbeulten und auf dem Dach liegenden Autos. Uhh wenn die Leute da nur gut rausgekommen sind! Ist mir wieder rasch bewusst worden was man hat wenn man einfach mit einem funktionierenden Körper mit eigener Kraft unterwegs sein darf. Unbezahlbar! Also ich bin wohlauf und hoffe Ihr zuhause auch, der Frühling soll ja jetzt auch kommen! Machts gut und viele Grüsse aus Barcelona Martin |
Autor
Hallo. Ich bin Martin Arnold, wohnhaft in Brunnen SZ in der Schweiz, Hobby-Radfahrer sowie Anfänger-Blogger. Archiv
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