Ich schreib dann mal was...
Tag 29. Es sind noch gute 100 Kilometer nach Lissabon respektive Montijo, meinem Ziel welches ich selber anfahren will. Von Montijo rüber in die Stadt nehm ich dann noch das Schiff, ist einfach einfacher so. Den ganzen Tag lang trete ich nur mit Gedanken an Lissabon. Wie wird es sein wenn ich da bin? Was erwartet mich da? Dauernd schaue ich auf den Tacho. Da die Etappe recht flach ist komme ich auch gut voran. Ich glaube die letzten 30 Kilometer sind es nur geradeaus, ohne irgendeine Kurve, ein wenig rauf, ein wenig runter. Ich weiss nur dass es am Schluss nochmlas etwas raufgeht über einen kleinen Hügel. Das ist für mich das Zeichen dass es eigentlich soweit sein muss. Ich bin oben und sehe auf Montijo runter. Dahinter hinter dem Wasser, ja das muss Lissabon sein. He ich bin fast da. Aber nix von einem Zieleinlauf wie an der Tour de France mit vielen Leuten welche zujubeln. Jeder geht seinen Dingen nach, ich ganz einsam fahre die "Champs Elysee", dem Zieleinlauf ein bin am Bootssteg in Montijo. Keine jubelnde Menge, keine Empfang mit Blumen und Champagner. Ich ganz alleine weiss grad was meine Geschichte ist. Ich bin grad von Brunnen nach Lissabon geradelt. 29 Tage, 3200 Kilometer. Es ist also nicht wie im Traum, es fühlt sich ganz real an. Eigentlich wie jeden Tag als ich irgendwo ankam am Tages- oder Zwischenziel. In Genf, am Mittelmeer, in Giverola, in Gibraltar, in Sevilla und jetzt in Lissabon. Nix anderes, ich muss auch hier jetzt mich um ein Ticket für die Überfahrt kümmern, ich muss schauen wo meine Unterkunft liegt und mühsam mich durch die Stadt kämpfen bis ich an der richtigen Strasse vor dem richtigen Haus bin. Auch hier kein grosser Empfang, man kennt mich nicht. Der feine junge Herr an der Reception macht zwar dann grosse Augen, als ich ihm auf seine Frage woher ich denn komme, erkläre dass ich aus der Schweiz käme. Er meint nur so dass er auch jeden Tag mit dem Rad an die Arbeit fahre, aber so weit doch auch nicht. Ja ich bin da. Ola Lissabon!
Nach einem Monat recht einsamer Zeit unterwegs bin ich in der Grosstadt doch ein wenig überfordert mit all den Touristenströmen, vor allem den Sehenswürdigkeiten entlang. So bin ich recht oft zu Fuss durch die Stadt unterwegs und muss nicht in überfüllte Bus steigen. Ich sehe zwar dass ich überdurchschnittliche Menge an Schritten gemacht habe, aber genau gleich wie die Tage davor mache ich ab und zu Stop bei einer portugiesischen Bäckerei und genehmige mir nebst einem Cafe con Leche noch ein Pasteis de Nata. Das sind Puddingtörtchen in nem Blätterteig. Ich kann Euch sagen dass die nur so den Gaumen runterhüpfen. Ja es gibts dann schon dass ich mir auch mal mehr als eines davon genehmige. Ich glaube das ist das Wichtigste das man in Lissabon erlebt haben muss! Das Zweitwichtigste scheint mir ein Coiffurebesuch zu sein. Das ist im Ausland immer wieder richtig spannend. Wenigstens sprechen sie in Städten etwas Englisch. So kann man zumindest mal die Wünsche anbringen wie man es gerne geschnitten hätte. In dem Salon waren etwa 6 bis 8 weibliche Gäste, nochmals so viel Personal (wenigstens da ein Mann dabei) und ich. Es macht den Anschein dass der Coiffeur in Portugal nebst dem Haaremachen noch den Psychologen wahrnimmt. So viel lautes Geschwatz und Gelächter wild durcheinander gibt es ja nicht mal in meiner Verwandtschaft. Nun ob sie über mich hergezogen und gelacht haben weiss ich ja nicht, hab einfach gute Miene gemacht. Und das hat noch ne Zeit gebraucht. Der Herr der meine Haare gemacht hat, hat während dem Plaudern jeweils mit der Schere in der Hand wild um sich gefuchtelt und zwischendurch mal da und mal dort ein paar Häärchen geschnitten. Zwischendurch hat er auch immer wieder mal eine Pause eingelegt und am Geschmack seiner Hände an ist er wohl eine rauchen gegangen. Aber für gerade mal 6 Eure schneidet man sich hier die Haare, mit psychologischer Unterstützung wenn nötig. Nun bin ich schon den dritten Tag nicht Velo gefahren und doch das geht recht gut. Die Beine und der Hintern haben sich erholt, könnte also morgen gut wieder weiterfahren. Aber soweit ist es grad noch nicht. Habe eine Box organisiert, das Radl auseinander geschraubt und verpackt. Morgen flieg ich für die nächsten gut 2 Wochen nach hause bevor der zweite Teil mit Cécile beginnt. Da freu ich mich aber darauf. Ich kann nur schon mal sagen dass wir nach Washington DC fliegen werden und von da aus auch wieder westwärts radeln. Ich hoffe Ihr seit auch wieder mit dabei, zumindest mit meinem Blog. Ich habe mich über jeden Beitrag, jedes Feedback, alle Likes und alle Anteilnahmen super gefreut. Wenn ich Euch damit den Alltag etwas versüssen konnte oder wenn ich Euch eventuell sogar motivieren konnte irgendein Abenteuer (jemand hat mal geschrieben dass beim Joggen der Gedanke aufkommt mal ins Tessin zu joggen) oder nicht alltägliches zu starten dann umso besser! Wenn dem so ist dann bin ich Dein erster Supporter und werde Dich jederzeit unterstützen! Aber auf jeden Fall herzlichen Dank Euch allen für die Hopp-Rufe! Gruess us Lissabon Martin
2 Kommentare
Marlis
30/4/2018 13:47:30
Habe deinen Blog regelmässig besucht, aber nie "dergleichen getan". Jetzt muss es aber sein. Herzliche Gratulation! Du bist angekommen. Würde mich freuen, wenn du die nächsten 2 Wochen mal Zeit hast, im Häldeli oder bei uns im Ländle ausführlich von deinem Abenteuer zu berichten. Gute Heimreise wünsche ich dir.
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Martin
3/5/2018 21:13:28
Danke für die Gratulation. Gerne werde ich berichten ... bei Kaffee und Kuchen :-)
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Autor
Hallo. Ich bin Martin Arnold, wohnhaft in Brunnen SZ in der Schweiz, Hobby-Radfahrer sowie Anfänger-Blogger. Archiv
Juli 2018
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